Ein Tag in Gettorf
Überraschende Vielfalt
Die kleine Gemeinde Gettorf bietet viel mehr als so manch ein Gast erwarten würde. Der Ort liegt nicht direkt am Strand oder Meer, ist davon aber auch nur wenige Minuten entfernt. Dafür ist es in den Ferien nicht so voll und überlaufen. Hier kann man ganz entspannt in den Urlaubstag hineinleben oder seine Ausflüge starten. Das Ostseebad Eckernförde liegt direkt vor der Haustür. Auch in die Landeshauptstadt Kiel oder nach Schleswig und Rendsburg ist es nicht weit. Der schöne Naturpark Hüttener Berge und der Nord-Ostsee-Kanal ist zu Fuß oder mit dem Rad sehr gut zu erkunden. In Gettorf gibt es einige attraktive Angebote. Diese stellen wir Dir hier vor.
Das Geotanium - Reise in die Urzeit
Das Geotanium ist nicht weit, aber in Gettorf muss man fast immer über den Bahnübergang und die Schranken sind – wie so oft – geschlossen. In dem geologischen Museum werden wir herzlich empfangen von Johannes Jannsen. „Bei uns lernt ihr alles über Steine. Wir wollen euch die Urzeit nahebringen. Und ganz wichtig: Ihr dürft hier alles anfassen“, grinst der Leiter. Na, das ist doch schon mal gut. Unsere zwei Forscherinnen ziehen gleich los und setzen sich an einen Maltisch. „Hier, das sind Ammoniten, die dürft ihr anmalen.“ Lene und Marla sind beschäftigt. Wir Großen schauen uns interessiert um. Überall liegen außergewöhnliche Steine, Kristalle funkeln, Riesenzähne aus der Urzeit tummeln sich auf Regalen. Wunderschöne, polierte Seeigel, Stinkkalk, versteinerte Riesenmuschel – wir tauchen ab in eine ganz eigene Welt.
Oliver und ich sind beide totale Laien in Sachen Geologie. Umso ungläubiger schütteln wir den Kopf darüber, was Johannes so erzählt. „In unserer Eckernförder Bucht findet man alles Mögliche: Calcite, Rosenquarz, Donnerkeile, aber auch Gold. Ich habe hier schon Gold gefunden.“ Will er uns veräppeln? Scheinbar nicht. Vorne in der Werkstatt sitzt gerade eine ganze Gruppe von Kindern, die Fossilien bearbeitet und zum Beispiel kleine Schneckenhäuser freilegt. Mit Schutzbrillen und Werkzeug wird ordentlich gehämmert und gestaubt. Unsere Mädchen hat es mittlerweile in die riesige Sandkiste verschlagen. „Wir suchen nach Edelsteinen“, ruft Lene begeistert. Oli und ich gucken eine Weile zu, dann hält uns nichts mehr und wir graben mit – immer auf der Suche nach dem fettesten Stein.
Rütteln und Schütteln beim Goldwaschen
Zum Abschluss steht noch Goldwaschen an. Johannes gibt uns geriffelte Pfannen. „Hierzu braucht ihr Geduld. Ihr müsst richtig doll und lange im Wasser schütteln, das Gold ist schwer und sinkt zu Boden.“ Ein Seitenblick zu uns Erwachsenen: „Also Trennung nach der Dichte, nicht nach der Korngröße.“ Aha, ja nee, ist klar. Ich bin schon wieder überfordert. Die Mädchen rütteln und schütteln und füllen stolz ihre kleinen Tüten mit Edelmetall. Wir kaufen noch ein paar besonders schöne Steine, ärgern uns, dass wir nicht mehr Zeit mitgebracht haben und ziehen weiter durch Gettorf.
Tierpark Gettorf
Es wird wärmer an diesem Mai-Tag, wir ziehen die Jacken aus und schlendern zum Eingang des Tierparks Gettorf. Der ist nun wirklich ziemlich bekannt. Ich als Kielerin war bestimmt schon viermal hier, Oli hat quasi seine halbe Kindheit hier verbracht. Sofort zieht es uns zu den Affen, die hier ihre Späßchen treiben. Marla lacht sich kaputt über zwei kämpfende kleine Äffchen. Lene grinst über einen Berberaffen, der bei einem Mähnenspringer – eine Art Mischung aus Schaf und Ziege – auf den Rücken springt. In einem anderen Raum beobachten wir fasziniert den winzigen Blauen Pfeilgiftfrosch. „Mama, ist der gefährlich?“ Ich lese das Schild. „Jo, und wie. Der kann bis zu zehn Menschen töten.“
Mit der Stinkdrüse zielgenau ins Gesicht
Wir schlendern zu den Zebras („Iih, hat der schlechte Zähne“), bewundern elegante Meerkatzen, mischen uns unter die Ziegen, verteilen großzügig Futter und platzen schließlich mitten in eine Stinktier-Fütterung. Max heißt der großgewachsene Biologiestudent, der mit viel Humor Stinktierdame Fiona und Co. mit verschiedenen Leckereien füttert. Bestimmt 60/70 Leute hören zu – hier ist richtig was los. „Vorsicht, die spritzen zielgenau ins Gesicht. Das brennt“, erklärt Max. „Mir tun sie aber nichts. Guckt mal, sie laufen mir hinterher wie Hündchen. Ich kann sie sogar anfassen.“
Max nimmt uns vier noch mit zu den Tapiren. Wir dürfen rein ins Gehege. Ich weiß gar nicht, wie ich diese schweineähnlichen, mächtigen, bis zu 300 Kilogramm schweren Viecher beschreiben soll? Sie haben eine lange, rüsselartige Nase. Und die Haut? „Hm, fühlt sich ganz fest an“, sagt Marla. „Das ist Tambo. Diese Tapire, die tun gar nichts, die kann man totkuscheln“, findet Max. Lene zieht die Nase kraus, weil es scheinbar stinkt. Irgendwie ist sie nicht so begeistert wie der Tierpfleger.
Alles steht Kopf im „Total Verrückten Haus“
Die Kinder wollen noch auf den Spielplatz – davon gibt’s hier Dutzende, aber ich will ihnen unbedingt noch das „Total Verrückte Haus“ zeigen. In diesem roten, schwedischen Holzhaus steht alles auf dem Kopf, auch die Inneneinrichtung. An der Decke hängt das Klo, auf dem gerade jemand sein Geschäft erledigt, der Tisch mit Teller, Tassen und Nutella scheint einem auf den Kopf zu fallen, und das Schlimmste: Das ganze Haus wackelt. Zumindest fühlt es sich so an, uns ist ganz schwindelig. „Hier steht, dass das 99 Prozent aller Besucher so empfinden. Das Haus ist bis zu sieben Grad geneigt“, liest Oli vor. Abgefahren. Ich mache noch kurz einen Handstand. Aha, jetzt sehe ich alles wieder aus der richtigen Perspektive.
Das war toll, wir kommen wieder
So, unser Gettorf-Tag ist zu Ende. Wir vier sind – ungelogen – völlig begeistert und hatten so ein Familienparadies in diesem kleinen Ort echt nicht erwartet. Wir könnten noch die historische Wandertour durch Gettorf machen – das wurde mir auch empfohlen. Da kommt man zum Beispiel vorbei an der Holländermühle Rosa, am sagenhaften Teufelsstein oder am ältesten Fachwerkhaus von 1750. Aber die Kinder können nicht mehr, sie haben sich so richtig ausgepowert. Das wird wohl keine zwei Minuten dauern, dann fallen ihnen im Auto die Augen zu. So soll’s sein. Dann kommen wir eben gerne wieder in die schöne Gemeinde Gettorf.
Quelle: Andrea Schmidt
Andrea Schmidt
Auf Tour durch die Eckernförder Bucht
Die freie Journalistin Andrea Schmidt ist für uns auf Tour durch die Eckernförder Bucht. Sie erlebt Land, Leute, Attraktionen so wie Du und ich. Mal ist sie mit ihren Kindern, ihren Freundinnen oder auch alleine unterwegs. Andrea war mit Eseln wandern, beim Piratenspektakel, mit dem E-Bike im Dänischen World unterwegs und auf Winter-Shopping-Tour durch das Ostseebad Eckernförde. Mal sehen was sie in nächster Zeit noch alles in unserer schönen Region erleben wird.