<noscript> </noscript> Winterwandern in den Hüttener Bergen - Eckernförder Bucht

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Winterwandern in den Hüttener Bergen

Mit dem Förster durch den Winterwald

Ich bin heute mit dem Revierleiter der Försterei Brekendorf verabredet. Mit Rainer Mertens. Zusammen wollen wir durch „seinen“ Wald im Naturpark Hüttener Berge spazieren. Und was soll ich sagen: So viel Glück kann man doch gar nicht haben, denn über Nacht hat es kräftig geschneit und die hügelige Landschaft breitet sich an diesem Morgen wie eine weiße, fluffige Bettdecke vor uns aus. Die Äste sind noch voller Schnee – zauberhaft! Nur der Nebel stört und behindert die Sicht.

Ich habe meine achtjährige Tochter Lene mitgenommen. Sie liebt den Wald, weiß aber gar nicht so recht, was ein Förster ist, und ich ahne schon, dass sie den guten Mann gleich mit Fragen bombardieren wird. Da steht er an seinem hübschen Forsthaus mitten im Brekendorfer Wald, mit zwei dampfenden Kaffeebechern in der Hand. Seine sympathischen Lachfalten sehe ich schon von weitem. Sofort duzen wir uns und ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Stunden. Hund Elvis übrigens auch. Der junge Jagdhund ist ganz aufgeregt und wirbelt mit seiner feuchten Nase den Schnee hoch.

Der sagenumwobene, romantische Rammsee

Die erste Station gleich hinter dem Forsthaus ist der Rammsee. „Im Sommer bade ich hier manchmal mit meiner Familie, jetzt laufen wir Schlittschuh“, freut sich Rainer und weist aber auch darauf hin, dass es sich bei dem Rammsee um ein gesetzlich geschütztes Biotop handelt. Das bedeutet im Klartext: Niemand hat etwas dagegen, wenn der See mal für ein Freizeitvergnügen genutzt wird, aber das muss vorsichtig im Sinne der Natur geschehen. Und „Massen an Menschen“ vertrage so ein Biotop natürlich auch nicht.

Wir gehen voller Freude auf die zugefrorene, mit Schnee bedeckte Eisfläche und stellen uns vor, dass das Wasser unter uns 6,80 Meter tief nach unten reicht. Es ist ein Toteissee, entstanden aus großen Eisblöcken der Eiszeit. Auch eine spannende Sage, aufgeschrieben auf einer großen Holztafel, rankt sich um das zwei Hektar große Gewässer: Ein Teufel soll den See ausgespuckt haben. Zuvor hatte er sich bei Bauern mit Speck-Mehlbeuteln durchgeschnorrt – und die bekamen ihm wohl nicht.

Nicht angeleinte Hunde stören die Rehe

Wir drei – pardon, wir vier, denn der Münsterländer Elvis ist ja auch dabei – wandern die hügeligen Wege hinauf. Heute ist es einsam hier und wir hinterlassen ganz frische, knirschende Spuren im Schnee. „Am Wochenende war hier so viel los, das glaubt ihr nicht“, erzählt der Förster. „Wir freuen uns, dass die Menschen in Corona-Zeiten unseren Naturpark wiederentdecken, aber es wäre schon schön, wenn sich alle an die Regeln halten.“ Es sei ärgerlich, wenn der Müll überall liegenbleibe, wenn die Spaziergänger die ausgeschilderten Wege verlassen oder die Hunde nicht anleinen.

Denn das stört vor allem die Rehe, die hier im Wald zahlreich leben. „Ihr müsst euch das so vorstellen: Das Wild kommt im Winter an seine Grenzen, bewegt sich weniger, um Energie zu sparen. Dann riecht das Reh den nahenden Hund, bewegt sich, läuft umher.“ Durch den Energieverbrauch wird es hungrig und frisst junge Knospen ab. „Denn das Reh ist eine Naschkatze.“ Das wiederum ist schlecht für den Wald und das Wachsen junger Triebe.

Augen auf: Sikawild, Füchse und Uhus

Wir gehen weiter und Lene will von Rainer wissen, ob ein Förster denn unbedingt einen Hund brauche. „Ja, der ist schon wichtig, vor allem beim Jagen. Wenn wir zum Beispiel ein Reh geschossen haben, führt er uns mit seiner guten Nase hin.“ Er zeigt uns den Hochsitz im Wald. „Welche Tiere außer Reh- und Damwild gibt es denn hier noch – auch jetzt im Winter?“, möchte ich wissen. Der 50-Jährige holt tief Luft für eine lange Namensliste: „Das Sikawild zum Beispiel, das sieht man hier wirklich oft. Vögel natürlich wie Meisen, Kleiber, Spechte, Amseln oder Bachstelzen. Außerdem Eichhörnchen, Marder, Füchse oder den Dachs. Und der Uhu, der lebt hier auch.“ Ganz schön artenreich, der Naturpark.

Rumms: Harvester fällt Fichten im Minutentakt

Im ruhigen Winterwald hören wir plötzlich ein Motorengeräusch. „Das ist der Harvester“, sagt der Förster und lauscht, wo sich die Holzerntemaschine gerade befindet. Wir wandern dorthin und werden aus sicherer Entfernung Zeuge, wie die große Maschine kranke Bäume fällt. Innerhalb von einer Minute kracht eine 30 Meter hohe Sitka-Fichte mit einem lauten Rumms auf den Waldboden, und wiederum wird der Baum innerhalb weniger Sekunden vollautomatsich entastet.

Ratter, ratter, ratter… Lene und ich staunen – so etwas sieht man nicht alle Tage. Es riecht herrlich würzig nach Holz. „Auch das ist die Aufgabe eines Försters. Ich markiere vorher die Bäume, die gefällt werden müssen.“ Der Waldarbeiter Christian steigt aus dem Harvester und kommt zu uns. „Heute habe ich schon 40 Bäume hier gefällt. Meine Arbeit ist gefährlich. Wir sperren die Waldwege dafür ab – leider laufen die Menschen manchmal trotzdem durch.“

Und zum Abschluss eine wilde Schlittenfahrt

Wir vier wandern wieder zurück Richtung Forsthaus und Rainer gerät noch einmal richtig ins Schwärmen über sein Revier. „Es ist einfach das schönste Revier in Schleswig-Holstein“, sagt er augenzwinkernd, wohlwissend, dass das wohl so etwa jeder Förster über sein Arbeitsgebiet sagt. Er hält uns kleine Vorträge über die Endmoränenlandschaft, über nährstoffreiche Böden, über die Geest, über Moore und vieles mehr.

Meine Tochter hört nicht mehr zu – sie denkt an das Schlittenfahren, das ich ihr versprochen habe. Wir verabschieden uns herzlich von Förster Rainer Mertens, holen den Schlitten aus dem Auto und stiefeln die kleinen Berge hinter dem Forsthaus hoch. Rauf auf den Schlitten, runter den Berg, wilde Fahrt, lautes Gekreische! Was für ein Spaß hier im Winterwald in den Hüttener Bergen!

(Quelle: Andrea Schmidt)

Andrea Schmidt

Auf Tour durch die Eckernförder Bucht

Die freie Journalistin Andrea Schmidt ist für uns auf Tour durch die Eckernförder Bucht. Sie erlebt Land, Leute, Attraktionen so wie Du und ich. Mal ist sie mit ihren Kindern, ihren Freundinnen oder auch alleine unterwegs. Andrea war mit Eseln wandern, in der Clara-Hof Destillerie, beim Piratenspektakel, mit dem E-Bike im Dänischen World unterwegs und auf Winter-Shopping-Tour durch das Ostseebad Eckernförde. Mal sehen was sie in nächster Zeit noch alles in unserer schönen Region erleben wird.